Beigegeben eine Expertise von Prof. Nicola Spinosa, Neapel, 6. August 2011, in Kopie.
Das bekannteste Selbstbildnis, das den Maler mir Brille zeigt, befindet sich in Neapel (Pio Monte della Misericordia), entstanden um 1675 – 80. Die Staatsgalerie Stuttgart besitzt ein weiteres Selbstportrait (46.8 x 35.3 cm.), 1680 entstanden, ebenfalls mit Brille, (ausgestellt im Petit Palais, Paris, November 2019 – Februar 2020). Darüber hinaus wurden frühere Selbstbildnisse bekannt, eines von 1660, ein weiteres von 1665.
Hier ist der Dargestellte mit einem Zirkel vor einem Globus gezeigt, am Tisch ein Blatt mit geometrischen Zeichnungen. Die noble Kleidung ist anspielungsreich: das Gewand in Rot, mit geschlitzten Ärmeln, der Kopf bedeckt mit einem Barett. Auffallend sind der zerschlissene weiße Kragen und Ärmel.
Giordano hat sich mit seinen Bildern mehrfach dem Thema der Wissenschaft und Philosophie gewidmet. In zumeist leicht humoristischer Auffassung schuf er in seiner „Philosophen-Serie" Bildnisse wie etwa von Diogenes, Thales von Milet, Demokrit etc. Nicht auszuschließen, dass sich Giordano hier als Wissenschaftler zeigt, in einer Zeit, in der die Ergebnisse der Wissenschaft stark angezweifelt wurden.
Luca Giordano war Sohn eines Kunsthändlers aus Apulien, der sich ebenfalls der Malerei gewidmet hatte. So erhielt er seinen ersten Unterricht bei seinem Vater, es wird jedoch angenommen, dass er ein Schüler des Jusepe de Ribera (1588/91 – 1652) war. Er wirkte in Rom unter Pietro da Cortona (1596 – 1669), wurde alsbald durch zahllose Aufträge geehrt, um die italienischen Paläste mit Fresken und Ölbildern auszustatten. In flotter, schneller Malweise geübt, war er in der Lage, mehr Werke zu schaffen als seine Kollegen, was ihm den Beinamen „fa presto" eintrug. 1690 wurde er nach Spanien berufen, wo er unter Karl II 13 Jahre wirkte und zum Ritter ernannt wurde. A.R.
Literatur:
Vgl. Achille Della Ragione, Scritti sulla pittura del Seicento e Settecento napoletano, Bd. 3, Neapel 2018, S. 12 f.
Vgl. Bernardo De Dominici, Vita del Cavaliere D. Luca Giordano, pittore napoletano, in: Vite de’ pittori, scultori ed architetti napoletani, Bd. 3, Neapel 1729.
Vgl. Oreste Ferrari und Giuseppe Scavizzi, Luca Giordano. L’opera completa, Bd. 2, Neapel 2000. (1442332) (11)
Luca Giordano,
also known as "Luca Fa Presto",
1634 Naples – 1705 ibid.
SELF-PORTRAIT AS A SCHOLAR
Oil on canvas.
117.5 x 96.5 cm.
Accompanied aba a expert’s report by Professor Nicola Spinosa, Naples, 6 August 2011, in copy.
The most famous self-portrait depicting the painter with glasses is held at the Pio Monte della Misericordia in Naples, created ca. 1675 – 80. The Staatsgalerie Stuttgart holds another self-portrait (46.8 x 35.3 cm), painted in 1680, where he is also depicted wearing glasses (exhibited at the Petit Palais, Paris, November 2019 – February 2020). Furthermore, earlier self-portraits have come to light – one dated 1660 and another 1665. Giordano frequently addressed the subjects of science and philosophy in his paintings. It cannot be ruled out that Giordano presents himself here as a scientist, at a time when scientific findings were strongly contested.
Literature:
cf. Achille Della Ragione, Scritti sulla pittura del Seicento e Settecento napoletano, vol. 3, Naples 2018, p.12f.
cf. Bernardo De Dominici, Vita del Cavaliere D. Luca Giordano, pittore napoletano, in: Vite de’ pittori, scultori ed architetti napoletani, vol. 3, Naples 1729.
cf. Oreste Ferrari and Giuseppe Scavizzi, Luca Giordano. L’opera completa, vol. 2, Naples 2000.