Stand 13.05.2025

Katharina Grosse

Lot 42
Untitled, 2008
Acrylic

137 x 92 cm

Lot 42
Untitled, 2008
Acrylic
137,0 x 92,0 cm

Schätzpreis:
€ 50.000 - 70.000
Auktion: 21 Tage

Van Ham Kunstauktionen

Ort: Cologne
Auktion: 04.06.2025
Auktionsnummer: A533
Auktionsname: Modern, Post War & Contemporary

Lot Details
GROSSE, KATHARINA
1961 Freiburg

Title: Untitled.
Date: 2008.
Technique: Acrylic on canvas.
Measurement: 137 x 92cm.
Notation: Inscribed, signed and dated verso bottom: 2008/10435 Katharina Grosse 2008. Here also provided with measurements as well as directional arrow.


The work is recorded under the number 2008/1043 in the archive of the artist. We thank the Wunderblock Foundation (archivist Katharina Grosse, Berlin, for the friendly support.

Provenance:
- Galerie Conrads, Dusseldorf
- Private collection North Rhine-Westphalia (acquired 2008 from previous owner)


- Extraordinary picture that opens up the space with almost classical compositional means
- The color mood evokes associations with romantic landscapes
- Grosse's effective painting fascinated with its complexity


Raumgreifende Malereien
International bekannt geworden ist die 1961 geborene Katharina Grosse mit großflächigen Malereien, die sie mit der Spraypistole ausführt. Sich über Wände, Fußböden, Decken ausbreitend, setzen sie sich zugleich über die Begrenzung von Architektur hinweg. Indem sie die Bezugspunkte von konventionellen Rahmen- und Raumbedingungen aufheben, widersetzen sich Grosses mit der Schnelligkeit der Graffiti-Technik gesprühte, oft temporär angelegte Gemälde konventionellen Betrachtungsmustern. Vielfach erstrecken sie sich jenseits von Gebäuden über ganze Areale im Außenbereich und greifen als Interventionen in die Landschaft ein.

Die Bewegung ist im Bild
Denn Grosse entschärft die Trennlinie zwischen Zweidimensionalität und Dreidimensionalität, während sie die raumbezogene Erfahrung durch aktive Bewegung in den Vordergrund ihres Schaffens rückt. Die großzügige Öffnung ihrer an keine gegenständliche Darstellung gebundene, rein abstrakte Malerei lässt neue Sichtweisen und Standpunkte entstehen, mit welchen die Beziehung des Betrachters zur Umgebung neu austariert wird. Seine klare Positionierung im Verhältnis zu den Dimensionen Höhe, Breite und Tiefe weicht dem dynamischen Eindruck eines immersiven All-Overs. In diesem fehlen haltgebende Koordinaten, die auch den klassischen Bildaufbau bestimmen, wie etwa die Horizontlinie. Stattdessen erschafft Grosse, die schon in ihrer Kindheit durch das Theater beeinflusst wurde, begehbare Bilder voller mitreißender Illusions- und Irritationseffekte, die wie Bühnen-Settings neue Wahrnehmungs- und Realitätsebenen eröffnen und den Betrachter unsicheren Boden betreten lassen.

Das mitreißende Momentum des malerischen Aktes
Bei Grosse, die sich einst zu dem Wunsch bekannte, ein Bild zu malen, das so nah an die Realität des Betrachters rückt wie ein Ball, der dicht am Gesicht vorbeifliegt, durchdringen sich Werk und Umgebung zugunsten einer direkten physischen Erlebbarkeit. (Vgl. Katharina Grosse zit. nach "In Conversation: Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof", in: www.museumsfernsehen.de/in-conversation-katharina-grosse-im-hamburger-bahnhof/) Dabei werden Farben und Gesten nicht motivisch aufgefasst, sondern als Mittel der phänomenologischen Raumaneignung eingesetzt. Sie sind kraftvoller Ausdruck einer spontanen Handlung und beschreiben den Aktionsradius, das Momentum des malerischen Aktes, der sein Wirkungsfeld jenseits tradierter räumlicher Festlegungen entfaltet.

Geometrische Strenge und romantisches Farbenspiel
Grosses bildnerische Vorgehensweise erfolgt wie eine choreographische Anordnung, in der Bewegungen die Dinge zueinander in ein räumliches Verhältnis setzen. Auch das vorliegende Gemälde Ohne Titel (2008) zeugt von dieser Auffassung eines grenzüberschreitenden, beweglichen Bildgefüges. Mit breiten Pinselstrichen durchquert die Künstlerin zügig die Bildfläche; horizontale, vertikale und diagonale Bahnen hinterlassen farbige, sich verschränkende und überlagernde Streifen, die als Bewegungslinien den Bildraum strukturieren. Trotz der geradlinigen, geometrischen Strenge der Komposition ergeben die konstruktiven Gliederungselemente ein durchscheinendes Geflecht einzelner, lasierend aufgetragener Farbtöne. Ausgehend von den hellgrünen Balken im Vordergrund, die den Einstieg in das Bildgeschehen markieren, wird der Blick über kobaltblaue Verstrebungen stufenweise über gedämpfte Partien in Petrol und Ocker in die Bildtiefe hineingelenkt und gewährt einen fast romantischen Durchblick auf ein punktuell aufscheinendes Korallenrot. Während ihre transparente Qualität an lichtdurchlässige Glasfenster denken lässt, eröffnet das optische Zusammenspiel farbperspektivisch aufeinander abgestimmter Nuancen einen freien Assoziationsspielraum, in dem sich etwa die Vorstellung einer sich in der Dämmerung verdunkelnde Naturidylle mit einem feurig lodernden Sonnenuntergang einstellt. Für Grosse ist das Bild nie eine lineare Abfolge von Zuständen mit einer von vornherein angelegten Zielgerichtetheit, sondern gestaltet sich als ein vitaler Cluster aus Schichten verschiedener bildnerischer Vorgänge. Mit der Simultaneität vielfältiger malerischer Erscheinungsformen und dem Eindruck einer Unübersichtlichkeit gewährt sie dem Betrachter völlige Entscheidungsfreiheit, die vielfältigen Zugangswege des Werkes zu erschließen.
(Bettina Haiss).
Lot Details
GROSSE, KATHARINA
1961 Freiburg

Title: Untitled.
Date: 2008.
Technique: Acrylic on canvas.
Measurement: 137 x 92cm.
Notation: Inscribed, signed and dated verso bottom: 2008/10435 Katharina Grosse 2008. Here also provided with measurements as well as directional arrow.


The work is recorded under the number 2008/1043 in the archive of the artist. We thank the Wunderblock Foundation (archivist Katharina Grosse, Berlin, for the friendly support.

Provenance:
- Galerie Conrads, Dusseldorf
- Private collection North Rhine-Westphalia (acquired 2008 from previous owner)


- Extraordinary picture that opens up the space with almost classical compositional means
- The color mood evokes associations with romantic landscapes
- Grosse's effective painting fascinated with its complexity


Raumgreifende Malereien
International bekannt geworden ist die 1961 geborene Katharina Grosse mit großflächigen Malereien, die sie mit der Spraypistole ausführt. Sich über Wände, Fußböden, Decken ausbreitend, setzen sie sich zugleich über die Begrenzung von Architektur hinweg. Indem sie die Bezugspunkte von konventionellen Rahmen- und Raumbedingungen aufheben, widersetzen sich Grosses mit der Schnelligkeit der Graffiti-Technik gesprühte, oft temporär angelegte Gemälde konventionellen Betrachtungsmustern. Vielfach erstrecken sie sich jenseits von Gebäuden über ganze Areale im Außenbereich und greifen als Interventionen in die Landschaft ein.

Die Bewegung ist im Bild
Denn Grosse entschärft die Trennlinie zwischen Zweidimensionalität und Dreidimensionalität, während sie die raumbezogene Erfahrung durch aktive Bewegung in den Vordergrund ihres Schaffens rückt. Die großzügige Öffnung ihrer an keine gegenständliche Darstellung gebundene, rein abstrakte Malerei lässt neue Sichtweisen und Standpunkte entstehen, mit welchen die Beziehung des Betrachters zur Umgebung neu austariert wird. Seine klare Positionierung im Verhältnis zu den Dimensionen Höhe, Breite und Tiefe weicht dem dynamischen Eindruck eines immersiven All-Overs. In diesem fehlen haltgebende Koordinaten, die auch den klassischen Bildaufbau bestimmen, wie etwa die Horizontlinie. Stattdessen erschafft Grosse, die schon in ihrer Kindheit durch das Theater beeinflusst wurde, begehbare Bilder voller mitreißender Illusions- und Irritationseffekte, die wie Bühnen-Settings neue Wahrnehmungs- und Realitätsebenen eröffnen und den Betrachter unsicheren Boden betreten lassen.

Das mitreißende Momentum des malerischen Aktes
Bei Grosse, die sich einst zu dem Wunsch bekannte, ein Bild zu malen, das so nah an die Realität des Betrachters rückt wie ein Ball, der dicht am Gesicht vorbeifliegt, durchdringen sich Werk und Umgebung zugunsten einer direkten physischen Erlebbarkeit. (Vgl. Katharina Grosse zit. nach "In Conversation: Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof", in: www.museumsfernsehen.de/in-conversation-katharina-grosse-im-hamburger-bahnhof/) Dabei werden Farben und Gesten nicht motivisch aufgefasst, sondern als Mittel der phänomenologischen Raumaneignung eingesetzt. Sie sind kraftvoller Ausdruck einer spontanen Handlung und beschreiben den Aktionsradius, das Momentum des malerischen Aktes, der sein Wirkungsfeld jenseits tradierter räumlicher Festlegungen entfaltet.

Geometrische Strenge und romantisches Farbenspiel
Grosses bildnerische Vorgehensweise erfolgt wie eine choreographische Anordnung, in der Bewegungen die Dinge zueinander in ein räumliches Verhältnis setzen. Auch das vorliegende Gemälde Ohne Titel (2008) zeugt von dieser Auffassung eines grenzüberschreitenden, beweglichen Bildgefüges. Mit breiten Pinselstrichen durchquert die Künstlerin zügig die Bildfläche; horizontale, vertikale und diagonale Bahnen hinterlassen farbige, sich verschränkende und überlagernde Streifen, die als Bewegungslinien den Bildraum strukturieren. Trotz der geradlinigen, geometrischen Strenge der Komposition ergeben die konstruktiven Gliederungselemente ein durchscheinendes Geflecht einzelner, lasierend aufgetragener Farbtöne. Ausgehend von den hellgrünen Balken im Vordergrund, die den Einstieg in das Bildgeschehen markieren, wird der Blick über kobaltblaue Verstrebungen stufenweise über gedämpfte Partien in Petrol und Ocker in die Bildtiefe hineingelenkt und gewährt einen fast romantischen Durchblick auf ein punktuell aufscheinendes Korallenrot. Während ihre transparente Qualität an lichtdurchlässige Glasfenster denken lässt, eröffnet das optische Zusammenspiel farbperspektivisch aufeinander abgestimmter Nuancen einen freien Assoziationsspielraum, in dem sich etwa die Vorstellung einer sich in der Dämmerung verdunkelnde Naturidylle mit einem feurig lodernden Sonnenuntergang einstellt. Für Grosse ist das Bild nie eine lineare Abfolge von Zuständen mit einer von vornherein angelegten Zielgerichtetheit, sondern gestaltet sich als ein vitaler Cluster aus Schichten verschiedener bildnerischer Vorgänge. Mit der Simultaneität vielfältiger malerischer Erscheinungsformen und dem Eindruck einer Unübersichtlichkeit gewährt sie dem Betrachter völlige Entscheidungsfreiheit, die vielfältigen Zugangswege des Werkes zu erschließen.
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