Stand 24.06.2025

Alessandro Piazza

Lot 398
GUERRA DEI PUGNI
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.

100 x 203 cm

Lot 398
GUERRA DEI PUGNI
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.
100,0 x 203,0 cm

Schätzpreis:
€ 35.000 - 50.000
Auktion: morgen

Hampel Fine Art Auctions

Ort: Munich
Auktion: 26.06.2025 11:00 Uhr
Auktionsnummer: 144
Auktionsname: Gemälde Alte Meister - Teil II

Lot Details
Ungerahmt.

Beigegeben ein Gutachten von Luca Squarcina, Mirano, in Kopie.

Die rivalisierenden Fraktionen der Castellani und Nicolotti gerieten häufig aus Eifersucht, Neid und Konkurrenz in Konflikt. Ihre Kämpfe fanden oft auf der heutigen Ponte dei Pugni (Brücke der Fäuste) statt, die damals – wie viele venezianische Brücken – noch kein Geländer hatte. Bereits 1292 wurden diese Kämpfe vom venezianischen Staat geregelt und waren von September bis Weihnachten erlaubt, bis sie schließlich 1705 verboten wurden – nach über 400 Jahren.

Die Castellani trugen zur Erkennung rote Mützen und Schals, die Nicolotti hingegen schwarze.
In der Mitte der Brücke befinden sich vier marmorne Fußabdrücke, die einst die Startpositionen für Duelle sowie die Plätze der Schiedsrichter markierten.Es gab drei Kampfarten:

Faustkampf (Pugilato): endete beim ersten Blutvergießen oder war ein doppelter Sieg, wenn der Gegner ins Wasser fiel.
Frota: eine wilde Massenschlägerei ohne Regeln zwischen den Fraktionen.
Geordneter Kampf (Guerra ordinata): Ziel war, die Gegner von der Brücke zu drängen und möglichst viele ins Wasser zu stoßen.

Die Kämpfe wurden sorgfältig vorbereitet – inklusive öffentlicher Herausforderung, Verstärkung der Brücke und Reinigung des Kanals zur Vermeidung schwerer Verletzungen. Am Kampftag marschierten die Gruppen mit Musik ein, bis zu 300 Mann pro Seite. Das Spektakel zog große Menschenmengen an: Zuschauer drängten sich auf Booten, an Fenstern und auf Dächern. Zunächst traten die „Champions“ zum Duell an den Fußabdrücken an, dann folgten Massenschlägereien. Ziel war es, den Brückenbesitz zu erobern und die eigene Fahne zu hissen. Die Kämpfe endeten oft in großen blutigen Volksprügeleien mit vielen Verletzten und gelegentlich Toten – erst bei Einbruch der Nacht griff die Polizei der Serenissima ein. Die „Faustkämpfe“ (Guerra dei Pugni) fanden am 30. September 1705 ihr Ende. An diesem Tag soll es zu einer besonders blutigen Auseinandersetzung gekommen sein, die mit Fäusten begann und bei der schließlich auch Messer und Steine zum Einsatz kamen. Die Kämpfenden konnten nur durch einen Priester der Kirche San Barnaba getrennt werden, der mit einem Kruzifix in der Hand aus der Kirche trat. Nach diesem Vorfall griff auch die Regierung entschieden ein und verbot jegliche Menschenansammlung bei den Brücken – bei Zuwiderhandlung drohten fünf oder mehr Jahre als Ruderer auf der Galeere „mit Eisen an den Füßen“ oder sieben Jahre im „dunklen Gefängnis“. So endete die Epoche der „Faustkämpfe“.

Die heutige Brücke wurde in den 1870er-Jahren vollständig neu gebaut und mit Eisengeländern versehen. Es gibt, wenn auch weniger bekannt, eine weitere „Faustbrücke“ beim Campo di Santa Fosca im Sestiere Cannaregio, ebenfalls mit Fußabdrücken aus istrischem Stein. Außerdem wurden auch mehrere andere Brücken als Schauplatz der Faustkämpfe genutzt. Die vielfigurige venezianische Szene stellt die Rundbogenbrücke mit dem darunterliegenden Kanal in den Vordergrund, darunter eine Gondel die Szenerie eindeutig nach Venedig verortend. Darüber triumphierende Engel ein Schild mit der Inschrift „VENETIARVM PVGLILATVS“ haltend. (1440992) (13)



Alessandro Piazza,
1652 Venice – 1727 Rome

GUERRA DEI PUGNI

Oil on canvas. Old relining.
100 x 203 cm.

Accompanied by an expert's report by Luca Squarcina, Mirano, in copy.

The rival factions of the Castellani and Nicolotti families often clashed, driven by jealousy, envy, and competition. Their battles frequently took place on what is now known as the Ponte dei Pugni (Bridge of the Fists), which – like many Venetian bridges at the time – had no railing. As early as 1292, these fights were regulated by the Venetian authorities and permitted between September and Christmas. They continued for 413 years until they were finally banned in 1705.
Lot Details
Ungerahmt.

Beigegeben ein Gutachten von Luca Squarcina, Mirano, in Kopie.

Die rivalisierenden Fraktionen der Castellani und Nicolotti gerieten häufig aus Eifersucht, Neid und Konkurrenz in Konflikt. Ihre Kämpfe fanden oft auf der heutigen Ponte dei Pugni (Brücke der Fäuste) statt, die damals – wie viele venezianische Brücken – noch kein Geländer hatte. Bereits 1292 wurden diese Kämpfe vom venezianischen Staat geregelt und waren von September bis Weihnachten erlaubt, bis sie schließlich 1705 verboten wurden – nach über 400 Jahren.

Die Castellani trugen zur Erkennung rote Mützen und Schals, die Nicolotti hingegen schwarze.
In der Mitte der Brücke befinden sich vier marmorne Fußabdrücke, die einst die Startpositionen für Duelle sowie die Plätze der Schiedsrichter markierten.Es gab drei Kampfarten:

Faustkampf (Pugilato): endete beim ersten Blutvergießen oder war ein doppelter Sieg, wenn der Gegner ins Wasser fiel.
Frota: eine wilde Massenschlägerei ohne Regeln zwischen den Fraktionen.
Geordneter Kampf (Guerra ordinata): Ziel war, die Gegner von der Brücke zu drängen und möglichst viele ins Wasser zu stoßen.

Die Kämpfe wurden sorgfältig vorbereitet – inklusive öffentlicher Herausforderung, Verstärkung der Brücke und Reinigung des Kanals zur Vermeidung schwerer Verletzungen. Am Kampftag marschierten die Gruppen mit Musik ein, bis zu 300 Mann pro Seite. Das Spektakel zog große Menschenmengen an: Zuschauer drängten sich auf Booten, an Fenstern und auf Dächern. Zunächst traten die „Champions“ zum Duell an den Fußabdrücken an, dann folgten Massenschlägereien. Ziel war es, den Brückenbesitz zu erobern und die eigene Fahne zu hissen. Die Kämpfe endeten oft in großen blutigen Volksprügeleien mit vielen Verletzten und gelegentlich Toten – erst bei Einbruch der Nacht griff die Polizei der Serenissima ein. Die „Faustkämpfe“ (Guerra dei Pugni) fanden am 30. September 1705 ihr Ende. An diesem Tag soll es zu einer besonders blutigen Auseinandersetzung gekommen sein, die mit Fäusten begann und bei der schließlich auch Messer und Steine zum Einsatz kamen. Die Kämpfenden konnten nur durch einen Priester der Kirche San Barnaba getrennt werden, der mit einem Kruzifix in der Hand aus der Kirche trat. Nach diesem Vorfall griff auch die Regierung entschieden ein und verbot jegliche Menschenansammlung bei den Brücken – bei Zuwiderhandlung drohten fünf oder mehr Jahre als Ruderer auf der Galeere „mit Eisen an den Füßen“ oder sieben Jahre im „dunklen Gefängnis“. So endete die Epoche der „Faustkämpfe“.

Die heutige Brücke wurde in den 1870er-Jahren vollständig neu gebaut und mit Eisengeländern versehen. Es gibt, wenn auch weniger bekannt, eine weitere „Faustbrücke“ beim Campo di Santa Fosca im Sestiere Cannaregio, ebenfalls mit Fußabdrücken aus istrischem Stein. Außerdem wurden auch mehrere andere Brücken als Schauplatz der Faustkämpfe genutzt. Die vielfigurige venezianische Szene stellt die Rundbogenbrücke mit dem darunterliegenden Kanal in den Vordergrund, darunter eine Gondel die Szenerie eindeutig nach Venedig verortend. Darüber triumphierende Engel ein Schild mit der Inschrift „VENETIARVM PVGLILATVS“ haltend. (1440992) (13)



Alessandro Piazza,
1652 Venice – 1727 Rome

GUERRA DEI PUGNI

Oil on canvas. Old relining.
100 x 203 cm.

Accompanied by an expert's report by Luca Squarcina, Mirano, in copy.

The rival factions of the Castellani and Nicolotti families often clashed, driven by jealousy, envy, and competition. Their battles frequently took place on what is now known as the Ponte dei Pugni (Bridge of the Fists), which – like many Venetian bridges at the time – had no railing. As early as 1292, these fights were regulated by the Venetian authorities and permitted between September and Christmas. They continued for 413 years until they were finally banned in 1705.

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